Perspektive # 01

Während die „Kunsthalle Weseke“ sicher nicht das erste Projekt zeitgenössischer Kunst „auf dem Lande“ darstellt, so ist hier doch die Verbindung mit dem zunehmend um sich greifenden Leerstand in den kleinen Städten und Gemeinden interessant. Ähnlich der Gentrifizierung in heruntergekommenen Stadtteilen wird zunächst mit Mitteln der Kunst eine Wiederbelebung und damit Aufwertung in Angriff genommen. Zeitgenössische Kunst, wenn sie ernst genommen und ernsthaft durchgeführt wird, hat das Potential, die Grenzen des Verbrauchten zu überwinden und zu erneuern. Anders als beispielsweise Eventgastronomie profitiert die Kunst mitunter vom ‘Ruch des Verfallenen’ und der Einfachheit des Improvisierten und kann dem Leerstand dadurch neue Bedeutung einflößen. Während das Augenmerk auf dem jeweils neu Präsentierten liegt, wird auch die Umgebung mit aufgewertet.
Noch wichtiger ist, dass der Besuch und der Austausch mit den Kunstschaffenden gleichsam einen (anderen als den virtuellen) Draht zur Welt bietet, der die lokale Bevölkerung an diesem Teil der Kultur teilhaben lässt und sie ggfs auch mit einbindet. Es besteht Hoffnung, dass daraus eine lokale und regionale Community erwächst, die selbständig darüber berät, mitbestimmt und gestaltet, wie die Zukunft ihres Lebensumfeldes aussehen soll.

PS. Ob eine „Gentrifizierungswelle“ entstehen kann, die diejenigen vertreibt, die  antraten, um sie auszulösen, wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt stark bezweifelt! Aber darum geht es ja auch nicht…